Sich freuen wie ein Schneekönig…
Kürzlich war ich auf dem Heimweg von der monatlichen GFK-Übungsgruppe. Ich fühlte mich müde, aber glücklich und lebendig nach dem Abend. Gemeinschaft, Verbindung, Echtheit, Lernen, sinnvolles Tun…viele erfüllte Bedürfnisse. In meiner aktuellen Trauerphase spüre ich solche Momente wahrscheinlich gerade besonders intensiv.
Kostbare Momente des ansatzlosen Glücklichseins – weil es zum ersten Mal schneit, weil wir uns verliebt fühlen, weil etwas gelungen ist, weil wir uns auf etwas Schönes freuen, einfach so…!
Warum es mehr „unangenehme“ als „angenehme“ Gefühle gibt
Den Gefühlskompass von Vivien Dittmar, der die fünf menschlichen Grundgefühle Angst, Wut, Trauer, Scham und Freude umfasst, habe ich an anderer Stelle schon angesprochen. Was Seminarteilnehmer:innen oft auffällt: „Das sind ja vier „unangenehme“ Gefühle – und nur eins, das wir positiv erleben!?!“
Wie viel Zeit wir Freude und verwandte Gefühle fühlen, ist damit natürlich nicht festgelegt. Marshall Rosenberg hat viel Wert auf die Praxis des Feierns gelegt: Ganz bewusst wahrzunehmen, wann Bedürfnisse erfüllt sind, und die damit verbundenen angenehmen Gefühle und Empfindungen zu genießen. Das geht im Alltag leicht unter.
Was uns dabei unterstützt, Freude zu erleben
Menschen haben die Tendenz, vergangenen Erfahrungen innerlich nachzugehen und durch das Grübeln Groll oder Schmerz aktuell zu halten. Oder uns in Richtung Zukunft Sorgen zu machen, was Gefühle von Angst oder Hilflosigkeit aktiviert.
Nach einem schmerzhaften Bänderriss verbrachte ich Zeit mit einem Buch im Bett, es war warm, gemütlich und eigentlich tat nur ein Bereich meines Körpers weh, der Rest war wohlig. Ich hatte die Wahl, mich weiterhin darüber zu ärgern, dass der Unfall passiert war, oder mich zu sorgen, wie ich mein Arbeits- und Familienpensum schaffen sollte mit dem schmerzenden Fuß. Oder eben im Moment zu bleiben und den Fokus auf dem Wohlbefinden zu halten, das gerade (auch) präsent war.
Studien zeigen zudem: Ein Dankbarkeits-Tagebuch steigert Wohlbefinden und Resilienz und hilft, mehr Freude im Alltag zu erleben. In GFK übersetzt würde das bedeuten, sich einmal am Tag Zeit zu nehmen für die Frage: Wofür bin ich gerade dankbar? Was genieße ich? Worüber freue ich mich? Besonders wirksam ist diese Praxis, wenn ich mir auch die Bedürfnisse bewusst mache, die damit verbunden sind und in dieses Erleben von Fülle tief eintauche.
Eine letzte Möglichkeit, um Freude zu erfahren: Zur Bereicherung des Lebens anderer beitragen. Erinnere Dich daran, als Du das letzte Mal etwas getan hat, was jemand anderen erfreut oder beglückt hat. Wie hat sich das angefühlt? Warm? Zufrieden? Glücklich? Yep.
In diesem Sinne: Wenn Dein Herz singt – dann halte inne…
Herzliche Grüße,
Daniela